picture-fantasynth-faulty-agatha-FilmuniCTech

Crea­ti­ve Tech­no­lo­gies – Stu­die­ren an der Schnitt­stel­le von Kunst und Technik

Was pas­siert, wenn man Infor­ma­tik mit Kunst zusam­men­bringt? Tech­no­lo­gie mit Krea­ti­vi­tät? Wie kann man Soft­ware künst­le­risch wert­voll umset­zen, ver­ste­hen, wahr­neh­men? Stu­die­ren­de des Mas­ter­stu­di­en­gangs Crea­ti­ve Tech­no­lo­gies der Film­uni­ver­si­tät Babels­berg KON­RAD WOLF loten genau die­se Gren­zen aus.

Seit 2016 erfor­schen sie neue fil­mi­sche Inter­ak­tio­nen, die tech­ni­sche Tools mit künst­le­ri­scher Her­an­ge­hens­wei­se ver­bin­den. Im Vor­der­grund steht dabei das völ­lig freie Expe­ri­men­tie­ren. Gleich­zei­tig pro­fi­tie­ren die Stu­die­ren­den von der Zusam­men­ar­beit ihres Stu­di­en­gangs mit den ande­ren Fach­be­rei­chen wie Sound, Kame­ra, Ani­ma­ti­on, Mon­ta­ge, Regie, Schau­spiel, Film­mu­sik oder Szen­o­gra­fie an der Fil­mu­ni, der ein­zi­gen Film­hoch­schu­le mit Uni­ver­si­täts­rang in Deutschland.
So ent­ste­hen Pro­jek­te, die weit über das Gen­re Film hin­aus­ge­hen. Es wer­den Pflan­zen zum Spre­chen gebracht, Poe­sie „greif­bar“, über Vir­tu­al Rea­li­ty für Haus­tie­re nach­ge­dacht oder Machi­ne Lear­ning Algo­rith­men entwickelt.

Die Mixed-Rea­li­ty-Pro­jek­ti­on „Explo­ra­ti­on“ von Mar­cel Brück­ner zum Bei­spiel stellt das nor­ma­le Raum­emp­fin­den auf den Kopf und bezieht durch raum­spe­zi­fi­sche Pro­jek­tio­nen Zuschauer*innen genau­so wie die Schauspieler*innen in das Gesche­hen mit ein. Sol­che fil­mi­schen Insze­nie­run­gen wie die des Crea­ti­ve Tech-Stu­den­ten haben die Kino­lein­wand weit hin­ter sich gelas­sen. Es ent­ste­hen neu­ar­ti­ge Erzähl­for­men, die die Inter­ak­ti­on und das Erleb­nis in den Mit­tel­punkt stel­len, dabei aber Tech­no­lo­gien krea­tiv in neu­en Kon­tex­ten nut­zen. Dafür ist ein tech­ni­sches Hin­ter­grund­wis­sen unver­zicht­bar. Beson­ders im ers­ten Jahr des Mas­ters ste­hen hier Semi­nar­blö­cke und Vor­le­sun­gen zu Com­pu­ter­gra­fik, Audio, Crea­ti­ve Coding oder ange­wand­te Mathe­ma­tik auf dem Plan. „Wir stre­ben aber nicht nur an, das tech­ni­sche und fil­mi­sche Hand­werk zu ver­mit­teln, son­dern auch geis­ti­ge Tie­fe und Reflek­ti­on“ so Prof. Dr. Lena Gie­se­ke. Sie kommt ursprüng­lich aus der Infor­ma­tik und betreut als Pro­fes­so­rin für bild­ori­en­tier­te Medi­en­tech­no­lo­gie zusam­men mit Prof. Dr. Ange­la Brenn­ecke den noch neu­en Stu­di­en­gang. Ihr ist es wich­tig, dass eine geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Basis die Leh­re beglei­tet. Phi­lo­so­phi­sche Essays wer­den eben­so ein­be­zo­gen wie aktu­el­le wis­sen­schaft­li­che Papers oder poli­ti­sche Debat­ten. Die Denk­an­stö­ße sind für das krea­ti­ve Arbei­ten unab­ding­bar. Das Vor­le­sungs­pro­gramm setzt sich dabei aus drei Fel­dern zusam­men: die tech­nisch for­ma­len Grund­la­gen, das Aka­de­mi­sche, wel­ches den aktu­el­len Stand der For­schung berück­sich­tigt und reflek­tiert, sowie das Künst­le­risch-For­schen­de. Im zwei­ten Jahr des Mas­ters kommt der prak­ti­sche Schwer­punkt ins Spiel. Die Anwen­dun­gen, die Stu­die­ren­den kon­stru­ie­ren, set­zen unter­schied­li­che Schwer­punk­te: von Digi­tal Media Art wie inter­ak­ti­ve Fas­sa­den­pro­jek­tio­nen, über Web­pro­jek­te, eige­ne maschi­nel­le Kon­struk­tio­nen, Platt­for­men für kogni­ti­ves Ler­nen bis zur tech­ni­schen Nar­ra­ti­on und Daten­vi­sua­li­sie­rung ist alles dabei. Wie kann man zum Bei­spiel die Geschich­te von Daten erzäh­len? Wie macht man sie leicht begreif­bar? „Dabei die eige­ne künst­le­ri­sche Hand­schrift zu sehen ist, das ist ein Spa­gat.“, so Gie­se­ke. Sie begeis­tert dabei, wenn etwas ent­steht, das über das prag­ma­ti­sche Pro­gram­mie­ren hin­aus­geht und Men­schen verbindet.

„Wir bil­den Schnitt­stel­len­men­schen aus.“ Das Stu­di­um rich­tet sich an Querdenker*innen. Die Stu­die­ren­den fin­den ihren beruf­li­chen Weg spä­ter auch außer­halb der Film­bran­che – dort, wo neben IT- und Medi­en­kom­pe­tenz das Mensch­li­che und das „Den­ken in Kon­tex­ten“ und das Wan­deln zwi­schen den Dis­zi­pli­nen gefragt ist. Meist brin­gen die Bewerber*innen einen star­ken tech­ni­schen Back­ground mit und haben den Drang, ihr Wis­sen krea­tiv und künst­le­risch ein­zu­set­zen. Zwar kommt ein gro­ßer Teil aus der Medi­en­in­for­ma­tik, aber es sind auch Mediendesigner*innen, Architekt*innen oder Kognitionswissenschaftler*innen ver­tre­ten. „Es gibt nicht den einen Stu­die­ren­den, den wir suchen.“ Die beson­de­re Kom­pe­tenz, die an der Fil­mu­ni gelehrt wird, näm­lich Geschich­ten zu erzäh­len, ver­bin­det sich im Stu­di­en­gang Crea­ti­ve Tech­no­lo­gies mit dem Anspruch der Wis­sens­ver­mitt­lung, des Expe­ri­men­tie­rens und des künst­le­ri­schen Erfor­schens der Ein­satz­mög­lich­kei­ten von Tech­no­lo­gien, die weit über das Medi­um Film hinausgehen. 

Von Chris­ti­ne Lentz

Mehr Blog­bei­trä­ge gibt es hier.

Mehr über den MTH Blog

Die Medientechnologien der Zukunft werden bereits heute angewendet – nicht nur im Entertainmentbereich sondern in den unterschiedlichsten Branchen. Für unseren MediaTech Hub Potsdam Blog spricht Christine Lentz einmal im Monat mit Tech-Enthusiast:innen, Unternehmer:innen und Forscher:innen und erzählt die Geschichten, die hinter ihren innovativen Geschäftsmodellen, Ideen, Projekten oder Kooperationen stecken.