Visua­li­sie­rung von Emis­si­ons­da­ten in Echt­zeit: HPI Direk­tor Prof. Dr. Mei­nel im Gespräch

„Eine akti­ve Ver­net­zung von Wis­sen, Men­schen und Res­sour­cen ist die Vor­aus­set­zung für indi­vi­du­el­len Erfolg,“ appel­liert Prof. Dr. Chris­toph Mei­nel. Am Ran­de der Kon­fe­renz Chan­ging the Pic­tu­re spra­chen wir mit dem Direk­tor und Geschäfts­füh­rer des Has­so-Platt­ner-Insti­tuts für Digi­tal Engi­nee­ring über emis­si­ons­re­du­zie­ren­de Maß­nah­men, Big Data, dem kos­ten­lo­sen Zugang zu Hoch­schul-Wis­sen und dem Zusam­men­füh­ren von Talen­ten aus unter­schied­li­chen Gesellschaftszweigen.

Wel­che neu­en Wege beschrei­tet das HPI in der Aus- und Weiterbildung?

Prof. Dr. Mei­nel: Das Has­so-Platt­ner-Insti­tut enga­giert sich seit Jah­ren stark im Bereich der digi­ta­len Bil­dung. Erst vor kur­zem konn­ten wir die 400.000ste Kurs­ein­schrei­bung auf unse­rer inter­ak­ti­ven Online-Lern­platt­form openHPI fei­ern. Von der Bil­dungs­in­no­va­ti­on pro­fi­tie­ren Inter­net­nut­zer auf der gan­zen Welt – denn über openHPI ist der Zugang zu Hoch­schul-Wis­sen in den Berei­chen IT und Inno­va­ti­on kos­ten­los, mehr­spra­chig und jeder­zeit von über­all mög­lich. Die soge­nann­ten Mas­si­ve Open Online Cour­ses, kurz MOOCs, sind eine ein­fa­che und fle­xi­ble Form der Wei­ter­bil­dung mit viel Poten­zi­al. Wir sehen Uni­ver­si­tä­ten daher in der Pflicht, Online-Bil­dung noch stär­ker als bis­her zu för­dern und damit einer brei­ten Öffent­lich­keit zu ermög­li­chen, sich auf eine immer dyna­mi­sche­re Arbeits­welt einzustellen.

Wel­che Chan­cen sehen Sie in den soge­nann­ten Future Media Tech­no­lo­gies wie VR, AR, Daten Visua­li­sie­rung für den Bil­dungs­be­reich, aber auch ande­re Bran­chen wie Gesund­heit, Inklu­si­on, Mobi­li­tät, Ener­gie, Handwerk?

Prof. Dr. Mei­nel: Die kla­re und prä­zi­se Visua­li­sie­rung von Big Data gehört in fast allen Gebie­ten der Infor­ma­tik heu­te zu einer der zen­tra­len Her­aus­for­de­run­gen. Erst durch eine ver­ständ­li­che Dar­stel­lung pro­fi­tie­ren Soft­ware-Nut­zer, Kon­su­men­ten und Pati­en­ten von den neu­en Poten­zia­len der immer grö­ßer wer­den­den Daten­men­gen. Die Bei­spie­le auf die­sem Gebiet sind viel­fäl­tig: So hat ein Stu­die­ren­den­team kürz­lich ein Pro­jekt mit dem Ham­bur­ger Hafen durch­ge­führt, in dem es dar­um ging, Emis­si­ons­da­ten dar­zu­stel­len. Dort fal­len pro Tag über 1,5 Mil­lio­nen Mess­wer­te aus ver­schie­de­nen Quel­len an. Auf einer inter­ak­ti­ven Kar­te konn­ten Daten aus Schiffs­be­we­gun­gen, Ver­kehrs­strö­men und Umwelt­sen­so­ren in Echt­zeit mit­ein­an­der ver­knüpft und visua­li­siert wer­den. Durch die­sen direk­ten Zugang zu kom­ple­xen Infor­ma­tio­nen wird es künf­tig viel ein­fa­cher für die Ver­ant­wort­li­chen, emis­si­ons­re­du­zie­ren­de Maß­nah­men abzu­lei­ten, zu steu­ern und zu überprüfen.

Herr Mei­nel, Sie sind Unter­neh­mer, Geschäfts­füh­rer, Pro­fes­sor für Infor­ma­tik, Dekan der Uni­ver­si­tät Pots­dam, Pro­gramm­di­rek­tor des HPI-Stan­ford Design Thin­king Rese­arch Pro­gram, um nur eini­ge Ihrer Titel zu nen­nen. Mit der jun­gen Digi­tal Engi­nee­ring Fakul­tät des HPI und der Uni­ver­si­tät Pots­dam, der ers­ten pri­vat finan­zier­ten Fakul­tät einer öffent­li­chen Uni­ver­si­tät, beschrei­ten Sie, zumin­dest in Deutsch­land, abso­lu­tes Neu­land. Ist das ein Grün­dungs­mo­dell für die Zukunft?

Prof. Dr. Mei­nel: Allein die Grün­dung des Has­so-Platt­ner-Insti­tuts, das sich bereits 19 Jah­re lang als Teil einer öffent­lich-pri­va­ten Part­ner­schaft sehr gut ent­wi­ckelt hat, wur­de nur mög­lich durch das her­aus­ra­gen­de gesell­schaft­li­che Enga­ge­ment unse­res Stif­ters Pro­fes­sor Has­so Platt­ner. Die­se Form des Mäze­na­ten­tums ist in Deutsch­land nicht so üblich wie bei­spiels­wei­se in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Auch konn­ten wir einen beson­de­ren Pas­sus im Bran­den­bur­ger Lan­des­hoch­schul­ge­setz für die­se ein­ma­li­ge Kon­stel­la­ti­on nut­zen. Es ent­spricht dem Grün­der­geist des HPI, dass wir als ers­te außer­uni­ver­si­tä­re Ein­rich­tung Deutsch­lands den Fakul­täts­sta­tus erhal­ten haben. Dadurch kann das Insti­tut in grö­ße­rem Maße wach­sen und erhält mehr Auto­no­mie und Fle­xi­bi­li­tät in aka­de­mi­schen Belan­gen. Natür­lich wün­schen wir uns, damit in Deutsch­land ein Vor­bild für ande­re For­schungs­ein­rich­tun­gen zu wer­den. So kann ich mir gut vor­stel­len, dass gro­ße außer­uni­ver­si­tä­re For­schungs­in­sti­tu­te der Max-Planck-Gesell­schaft oder der Helm­holtz-Gemein­schaft mit ihren Nach­bar­unis sol­che Ver­bin­dun­gen eingehen.

Digi­tal Health, Smart Ener­gy, Cyber­se­cu­ri­ty, Data Engi­nee­ring – vier neue Mas­ter­stu­di­en­gän­ge sind in Pla­nung. War­um just die­se Schwerpunkte?

Prof. Dr. Mei­nel: Mit die­sen vier neu­en Mas­ter­stu­di­en­gän­gen bau­en wir Exper­ti­se und For­schungs­pro­jek­te in Berei­chen auf, die aus unse­rer Sicht die Gesell­schaft in den nächs­ten Jah­ren stark ver­än­dern wer­den. Schau­en Sie sich bei­spiels­wei­se den Bereich Digi­tal Health an. Hier hat Deutsch­land im inter­na­tio­na­len Ver­gleich erheb­li­chen Nach­hol­be­darf, dabei kön­nen neue Behand­lungs­kon­zep­te in der per­so­na­li­sier­ten Medi­zin die Gesund­heits­ver­sor­gung von Mil­lio­nen Men­schen welt­weit ver­bes­sern. Grund­le­gen­de Vor­aus­set­zung sind aller­dings umfas­sen­de Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zes­se, für die aktu­ell IT-Exper­ten feh­len. Die­se IT-Exper­ten müs­sen dann auch über medi­zi­ni­sche Kennt­nis­se ver­fü­gen.
In vie­len der neu­en For­schungs­be­rei­che bestehen schon Netz­wer­ke und Koope­ra­tio­nen, auf denen wir auf­bau­en können.

Wel­che Bedeu­tung haben glo­ba­le Netz­wer­ke, sei es in der For­schung, Bil­dung und Wirt­schaft, und loka­le Netz­wer­ke, wie bei­spiels­wei­se der Media­Tech Hub Pots­dam? Wel­che Rol­le spielt für Sie der Stand­ort Potsdam?

Prof. Dr. Mei­nel: Eine akti­ve Ver­net­zung von Wis­sen, Men­schen und Res­sour­cen ist die Vor­aus­set­zung für indi­vi­du­el­len Erfolg. Das gilt lokal, natio­nal wie auch inter­na­tio­nal – wir hören dabei nicht an der Stadt­gren­ze auf. Die Teil­neh­mer unse­rer Online-Kur­se auf openHPI ler­nen inner­halb einer gro­ßen, inter­na­tio­na­len Gemein­schaft. Die Dok­to­ran­den des HPI-For­schungs­kol­legs tref­fen sich regel­mä­ßig mit Kom­mi­li­to­nen und Pro­fes­so­ren aus unse­ren Außen­stel­len in Isra­el, Süd­afri­ka und Chi­na. Und das Spit­zen­for­schungs­la­bor „HPI Future SOC Lab“ wird von Wis­sen­schaft­lern aus über 20 Natio­nen genutzt. Das Zusam­men­füh­ren von Talen­ten aus unter­schied­lichs­ten Fach­rich­tun­gen und Gesell­schafts­zwei­gen ist übri­gens ganz im Sin­ne der Inno­va­ti­ons­me­tho­de Design Thin­king, die Has­so Platt­ner vor 10 Jah­ren von Stan­ford nach Pots­dam gebracht hat. Aus die­sem Grund orga­ni­sie­ren wir gemein­sam mit dem Media­Tech Hub Design-Thin­king-Work­shops. So kön­nen wir die Ver­net­zung ein­zel­ner Akteu­re von unse­rem Haupt­sitz in Pots­dam aus fördern.

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Die Medientechnologien der Zukunft werden bereits heute angewendet – nicht nur im Entertainmentbereich sondern in den unterschiedlichsten Branchen. Für unseren MediaTech Hub Potsdam Blog spricht Christine Lentz einmal im Monat mit Tech-Enthusiast:innen, Unternehmer:innen und Forscher:innen und erzählt die Geschichten, die hinter ihren innovativen Geschäftsmodellen, Ideen, Projekten oder Kooperationen stecken.