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kopp­la: ein digi­ta­les Tool für alle Handwerker

Auf einer Bau­stel­le ist viel los. Es wer­den Fun­da­men­te gegos­sen, Roh­re ver­legt, Bal­ken gesägt und ange­passt, Fens­ter mon­tiert – vom Roh­bau bis zum Innen­aus­bau sind unter­schied­lichs­te Gewer­ke gleich­zei­tig im Ein­satz. Dabei den Über­blick zu behal­ten, dafür ist die Bau­lei­tung zustän­dig. Sie managt u.a. Ein­satz­plä­ne, Zeit­er­fas­sung, Lie­fe­run­gen und kom­mu­ni­ziert mit den Hand­werks­be­trie­ben. All das ist häu­fig mit viel Papier­kram ver­bun­den. Wie lie­ße sich also die­ser Pro­zess digi­ta­li­sie­ren? Das haben sich drei jun­ge Grün­der aus Pots­dam und Ber­lin gefragt und mit kopp­la eine neue Soft­ware für eine alte Indus­trie auf den Markt gebracht. Die Platt­form für Hand­wer­ken­de ermög­licht die Steue­rung zwi­schen Büro und Bau­stel­le und bringt dabei wich­ti­ge Daten in Echt­zeit direkt auf den Schreib­tisch der Bauleitung.

kopp­la funk­tio­niert dabei sowohl fir­men- als auch pro­zess­über­grei­fend, sodass der Hand­werks­be­trieb von neben­an genau­so damit arbei­ten kann wie ein gro­ßes Gene­ral­un­ter­neh­men, das meh­re­re Groß­bau­stel­len mit dut­zen­den Nach­un­ter­neh­men ver­wal­tet. Waren ähn­li­che Soft­ware-Lösun­gen bis­her meist unter­neh­mens­in­tern und auf Teil­schrit­te im Bau­pro­zess aus­ge­rich­tet, ermög­licht kopp­la eine über­grei­fen­de Zusam­men­ar­beit wäh­rend des gesam­ten Bau­pro­zes­ses. Hier­für wird im ers­ten Schritt die Bau­stel­le in der Soft­ware mit allen Infor­ma­tio­nen ange­legt und dann geht es los: Der Bau­lei­ter kann Auf­ga­ben zutei­len, Plä­ne, Uhr­zei­ten und Zeich­nun­gen hin­ter­le­gen, die aus­füh­ren­den Hand­wer­ken­den mel­den über die App Arbeits­fort­schrit­te, Refe­renz­fo­tos oder auch Män­gel zurück.

„Die Bau­lei­tung hat im Büro oder Bau­con­tai­ner ein digi­ta­les Bau­stel­len-Cock­pit hän­gen, das im bes­ten Fal­le immer grün ist. Es zeigt den Ampel­sta­tus der ver­schie­de­nen Nach­un­ter­neh­men auf der Bau­stel­le an. Wenn sie in Ver­zug gera­ten und sich des­halb dar­auf fol­gen­de Arbeits­schrit­te ver­zö­gern, lässt sich die­ser in gelb (Ver­zug) oder sogar rot (Alarm) ändern. Dann kann die Bau­stel­len­lei­tung direkt reagie­ren.“, erklärt Jero­me Lan­ge, einer der drei Grün­der von kopp­la. So ein Früh­warn­sys­tem inner­halb der App beschleu­nigt nicht nur die Kom­mu­ni­ka­ti­on, son­dern kann gan­ze Pro­zess­ab­läu­fe auf der Bau­stel­le nach­hal­tig ver­bes­sern. Ein Bei­spiel: Es ist Frei­tag­abend und der Tro­cken­bau­er soll eine Decke ein­hän­gen. Vor Ort stellt er fest, dass die Decke nicht gelie­fert wur­de. Er schreibt sei­nen Bericht und gibt ihn im Bau­con­tai­ner ab. Aber vor dem Wochen­en­de wird nichts mehr aus­ge­wer­tet. Am Mon­tag fol­gen ein Trupp Maler und Elek­tri­ker, die erst auf der Bau­stel­le ange­kom­men fest­stel­len, dass kei­ne Decke ein­ge­hängt wur­de und sie folg­lich weder die Elek­trik ver­le­gen noch die Decke malern kön­nen. Mit koop­la wäre über die App die Benach­rich­ti­gung des Tro­cken­bau­ers direkt bei den nach­fol­gen­den Gewer­ken gelan­det, die so ihren Ein­satz hät­ten umpla­nen können.

Dass auf Groß­bau­stel­len alles hän­disch bear­bei­tet und in Papier­form abge­hef­tet wird, zahl­rei­che Lie­fer­schei­ne rück­ge­führt wer­den müs­sen und dabei eben auch schnell mal was unter­geht, brach­te die Grün­der von kopp­la über­haupt erst auf die Idee. Mit­grün­der Mar­co Tripp­ler arbei­te­te selbst im Hand­werks­be­trieb und such­te nach einer zeit- und kos­ten­güns­ti­gen Maß­nah­me den Arbeits­all­tag mit digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten zu unter­stüt­zen. Denn obwohl 66 Pro­zent der Hand­werks­be­trie­be in Deutsch­land der Digi­ta­li­sie­rung gegen­über grund­sätz­lich auf­ge­schlos­sen sind, setzt erst etwa die Hälf­te Tech­no­lo­gien wie Cloud Com­pu­ting, Track­ing Sys­te­me, Vir­tu­al Rea­li­ty oder Smar­te Soft­ware im All­tag ein – so eine aktu­el­le Stu­die des Bit­kom mit dem Zen­tral­ver­band des Deut­schen Handwerks.
Er tat sich mit sei­nen zwei alten Schul­freun­den Las­se Stef­fen und Jero­me Lan­ge zusam­men, die zu dem Zeit­punkt neben­bei noch stu­dier­ten und leg­te los. Schnell wur­de aus einem Tool, das anfangs haupt­säch­lich einen schnel­len Bild­aus­tausch zwi­schen Hand­wer­ken­den ermög­lich­te, eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­form für das Hand­werk 4.0. Nach einer zwei­mo­na­ti­gen Ent­wick­lung stell­ten sie das Pro­dukt auf Mes­sen vor und beka­men direkt posi­ti­ves Feed­back. „Am Anfang haben wir viel Zeit in die Imple­men­tie­rung und das Coden gesteckt. Dann haben wir gemerkt, dass wir die Fea­tures am bes­ten vor­ab direkt mit den Hand­wer­kern durch­spre­chen, damit sie uns genau sagen kön­nen, was sie wie brau­chen.“, so Jero­me Lan­ge. Um ihre Soft­ware zu opti­mie­ren, beglei­te­ten sie Hand­wer­ken­de auf ihren Tou­ren: von Auf­trags­fahr­ten für Schlüs­sel­diens­te über den Male­rei­be­trieb, der meh­re­re Woh­nun­gen malert, bis hin zum gro­ßen Gene­ral­un­ter­neh­mer, der den gleich­zei­ti­gen Bau von 200 Woh­nun­gen vor­an­treibt. Unter­stüt­zung kam dabei von Sei­ten des Has­so-Platt­ner-Insti­tuts, des Grün­dungs­ser­vices der Uni­ver­si­tät Pots­dam und des Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­ums in Form des EXIST-Stipendiums.

Erst ein­ein­halb Jah­re sind seit der Idee im Früh­jahr 2019, über die offi­zi­el­le Grün­dung von kopp­la im April 2020, bis heu­te ver­gan­gen. Auf der Platt­form sind bereits deutsch­land­weit über 30 Hand­werks­be­trie­be ver­tre­ten – klei­ne Fami­li­en­be­trie­be mit Ein­zel­mon­ta­gen eben­so wie 800 Per­so­nen star­ke Groß­be­trie­be mit Groß­bau­stel­len. „In einer Bran­che wie der Hand­werks­bran­che, die eine gute Auf­trags­la­ge hat und nicht unbe­dingt auf Kun­den­ak­qui­se ange­wie­sen ist, hat das Argu­ment Zeit­er­spar­nis wenig gezo­gen, dafür aber das Ver­spre­chen ‚Du hast weni­ger Stress‘“, beschreibt Jero­me Lan­ge die Erfah­rung bei Kundengesprächen.

Zeit­er­fas­sung, Doku­men­ten­ma­nage­ment, Refe­renz­fo­tos, Mit­ar­bei­ter­pla­nung, Check­lis­ten: kopp­la bie­tet das Grund­ge­rüst für Kom­mu­ni­ka­ti­on und Orga­ni­sa­ti­on, mit Fea­tures, die leicht anzu­wen­den sind. In Zukunft wird man sich Zusatz­an­bie­ter dazu holen, um kopp­la auch für Spe­zi­al­an­wen­dun­gen nutz­bar zu machen. Im nächs­ten Jahr soll dann auch die Auf­trags­ver­ga­be über die Soft­ware mög­lich wer­den. Deutsch­land­weit ist kopp­la damit der ein­zi­ge Anbie­ter, der den gesam­ten Pro­zess abbil­den kann. Impul­se und Beglei­tung im Start­up-Pro­zess bekommt das jun­ge Grün­dungs­team durch das Media­Tech Hub Acce­le­ra­tor-Pro­gramm sowie durch den Aus­tausch mit ande­ren Start­ups und Ein­bli­cke in viel­fäl­ti­ge Medi­en­tech­no­lo­gien. Schließ­lich sind Droh­nen­ver­mes­sun­gen oder Vir­tu­al Rea­li­ty auch beim Bau längst ange­kom­men. Die Visi­on von kopp­la ist es, das digi­ta­le Betriebs­sys­tem der Hand­werks­bran­che zu werden.

Von Chris­ti­ne Lentz

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