Mit ZAU­BAR auf digi­ta­ler Zeitreise

Die KI-gestütz­te Aug­men­ted Rea­li­ty-Crea­tor­platt­form ermög­licht immersi­ve Touren

Mit einem Smart­phone oder Tablet an die Ver­gan­gen­heit von Gedenk­stät­ten zurück­zu­keh­ren oder in die Stadt­pla­nung der Zukunft zu schau­en: Dank der AR-Platt­form des Media­Tech Hub Start­ups ZAU­BAR kann das leicht umge­setzt wer­den: „Wir erzäh­len mit unse­rer AR-App orts­ba­siert Geschich­ten. Über­all dort, wo es einen begrenz­ten phy­si­schen Ort gibt, den man digi­tal erwei­tern kann“, beschreibt Anne-Sophie Pan­zer, COO, die Anwen­dung. Zusam­men mit CEO Ste­fan Marx hat sie ZAU­BAR im Jahr 2019 gegrün­det hat. Was ursprüng­lich als Sto­rytel­ling-Tool für Journalist:innen im MIZ Babels­berg sei­nen Anfang nahm, ist mitt­ler­wei­le als App bei Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen, Tou­ris­tik­un­ter­neh­men, Fabri­ken, Fuß­ball­sta­di­en oder dem öffent­li­chen Nah­ver­kehr vertreten.

Mit der immersi­ven Tech­no­lo­gie setzt ZAU­BAR nicht nur in pro­jekt­be­zo­ge­ner Zusam­men­ar­beit punkt­ge­nau loka­li­sier­ba­re AR-Erleb­nis­se um, son­dern bie­tet auch Ein­zel­per­so­nen ohne beson­de­res tech­ni­sches Vor­wis­sen die Mög­lich­keit, auf der Crea­tor­platt­form eige­ne AR-Tou­ren zu erstel­len. Bis­her wur­den Aug­men­ted Rea­li­ty-Erleb­nis­se immer über Apps oder tech­nisch min­der­wer­ti­ge Web-AR aus­ge­spielt. ZAU­BAR ent­wi­ckel­te die­ses Jahr aller­dings eine neue Lösung über App Clips und Instant Apps, eine Mischung aus App und Web, die das bes­te bei­der Wel­ten ver­eint: sofor­ti­ge Erleb­nis­se ohne Qualitätseinbußen.

Digi­ta­ler Blick in die Vergangenheit

Das Pro­jekt „The Libe­ra­ti­on“, das ZAU­BAR zusam­men mit dem Bay­ri­schen Rund­funk ent­wi­ckelt hat, erzählt den Besucher:innen des Gelän­des der Gedenk­stät­te KZ Dach­au vom Tag der Befrei­ung durch die ame­ri­ka­ni­sche Armee am 29. April 1945. Mit dem AR-Ange­bot sol­len vor allem jun­ge Men­schen ange­spro­chen wer­den. Sie kön­nen beim Besuch des Lagers bestimm­te Abschnit­te unmit­tel­bar vor Ort sowie gleich­zei­tig digi­tal erle­ben und sich per­sön­li­che Geschich­ten der Inhaf­tier­ten anse­hen. In den heu­te auf dem Gelän­de der Gedenk­stät­te nur noch teil­wei­se erhal­te­nen und sicht­ba­ren Bara­cken, muss­ten damals im KZ Dach­au etwa 200.000 Gefan­ge­ne aus­har­ren, vie­le dem Hun­ger­tod nah, 32.000 star­ben. Wel­che Sze­nen spiel­ten sich dort ab? Wie sah es damals aus? In der App legen sich lebens­gro­ße schwarz-weiß Bil­der, wie sie damals am Tag der Befrei­ung von einem Foto­gra­fen fest­ge­hal­ten wur­den, über die Umge­bung. So ent­steht eine ande­re, unmit­tel­ba­re Art der Geschichtsvermittlung.

In der Zusam­men­ar­beit mit dem Team der Gedenk­stät­te und Auf­trag­ge­ber Bay­ri­scher Rund­funk wur­de mit beson­de­rer Sen­si­bi­li­tät vor­ge­gan­gen. Für die Anwen­dung „The Libe­ra­ti­on“, die zum 75. Jah­res­tag der Befrei­ung im Jahr 2020 ver­öf­fent­licht wur­de, gab es dann auch eine Nomi­nie­rung des Grim­me Online Award.

Ein wei­te­res Pro­jekt mit his­to­ri­schem Hin­ter­grund bekam nicht nur eine Nomi­nie­rung, son­dern konn­te auch den Grim­me Online Award 2023 in der Kate­go­rie „Wis­sen und Bil­dung“ mit nach Hau­se neh­men: In Zusam­men­ar­beit mit dem WDR war ZAU­BAR für Kon­zept und Rea­li­sa­ti­on des Pro­jekts „Stol­per­stei­ne“ in Nord­rhein-West­fa­len ver­ant­wort­lich. Die rund 16.000 Stol­per­stei­ne des Bun­des­lan­des sind mitt­ler­wei­le online ver­zeich­net. Sie erin­nern an die Wohn­or­te der ver­folg­ten und depor­tier­ten Per­so­nen wäh­rend der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Wer sich mit Han­dy auf den Stra­ßen auf die Suche begibt, kann sich mit­tels AR vor den gekenn­zeich­ne­ten Häu­sern mehr über die depor­tier­ten Bewohner:innen von damals erzäh­len lassen.

Digi­ta­ler Gui­de mit Entertainmentfaktor

Aktu­ell arbei­tet ZAU­BAR mit der Ham­bur­ger Hoch­bahn an einem spie­le­ri­schen Tourist:innenführer. Ham­burg hat mehr Tagesbesucher:innen als Paris. Das Pilot­pro­jekt soll Ham­bur­ger Tagesbesucher:innen hel­fen, die rich­ti­gen Aus­we­ge aus dem S- und U-Bahn-Netz zu fin­den. Am Bahn­steig Jung­fern­stieg an der Bin­nen­als­ter geht man mit sei­nen 14 ver­schie­de­nen Aus­gän­gen schnell ver­lo­ren. „Wir ver­wan­deln den Jung­fern­stieg – über­spitzt aus­ge­drückt – in ein Laby­rinth. Mit dem Enter­tain­ment­fak­tor soll vor allem die jün­ge­re Gene­ra­ti­on ange­spro­chen wer­den, die sich für AR und VR inter­es­siert. Enter Way­ment – Jung­fern­stieg – beti­telt dann auch das Pro­jekt mit einem Wort­spiel aus Enter­tain­ment und Way­fin­ding“, so CEO Ste­fan Marx. Neben ein­fa­chen Navi­ga­ti­ons­ele­men­ten gibt es auch spie­le­ri­sche Ele­men­te, bei denen man mit der App Punk­te sam­meln kann. Ab 6. Dezem­ber bie­tet die Ham­bur­ger Hoch­bahn die AR-Anwen­dung zum Down­load an.

Die Tech­nik, die hin­ter den AR-Erleb­nis­sen steht, arbei­tet loka­li­sa­ti­ons­ba­siert. Das Team von ZAU­BAR schaut sich dafür die Orte mehr­mals per­sön­lich an. „Uns ist es wich­tig, uns Gelän­de und Raum zu eigen zu machen“, so Anne-Sophie Pan­zer. „Der Über­gang vom Ort – also dem phy­si­schen Raum – hin zur Über­la­ge­rung mit digi­ta­len Inhal­ten – soll rei­bungs­los sein.“

Und auch die sozia­le Kom­po­nen­te sei wich­tig. Wäh­rend man mit VR kom­plett in der digi­ta­len Welt ver­schwin­de, kön­ne man mit AR mit ande­ren agie­ren, sich etwas gemein­sam anschau­en und erle­ben. Man wird her­aus­ge­for­dert, vor die Tür zu gehen. Für die Inter­ak­ti­on benö­tigt man nur ein Han­dy, das jede:r mit sich in der Tasche trägt. Zukünf­tig wer­de ver­stärkt auch die Visi­on Pro und ande­re Hard­ware zum Ein­satz kom­men, momen­tan stün­de aber der Anspruch im Vor­der­grund, eine schlan­ke, sehr nut­zer­freund­li­che Tech­nik bereitzustellen.

Loka­li­sie­rung über VPS oder Mar­ker mit QR-Codes

An öffent­li­chen Plät­zen setzt ZAU­BAR auf die VPS Visu­al Posi­ti­on Sys­tem Tech­no­lo­gy. Scannt man eine bestimm­te Stra­ßen­sei­te, erkennt das Sys­tem die­se und kann auf den Zen­ti­me­ter genau visua­li­sie­ren, wo jemand steht.  An Orten wie der Gedenk­stät­te KZ Dach­au und Pri­vat­ge­län­den arbei­tet das Team auf Pri­vat­ge­län­den mit Mar­kern und QR-Codes. So wur­den bei einer Aus­stel­lung des Kunst­pa­las­tes Düs­sel­dorf die Gemäl­de in der App selbst zu Mar­kern. Ein wei­te­res Pro­jekt mit der Gedenk­stät­te Hohen­schön­hau­sen zeigt AR in der dor­ti­gen Dau­er­au­stel­lung in Kel­ler­räu­men – der ehe­ma­li­gen Arbeits­stät­te dort inhaf­tier­ter Frau­en. An einem his­to­ri­schen Ort wie die­sem soll mög­lichst wenig ein­ge­grif­fen wer­den, des­halb sind Volu­me­tri­sche Auf­nah­men von Zeit­zeu­gin­nen eben­falls über Mar­ker an den Wän­den abrufbar.

Neben sol­chen auf­wen­di­gen Auf­nah­men emp­fiehlt ZAU­BAR sei­nen Kund:innen aber die ein­fa­che­re Vari­an­te der Green Screen-Auf­nah­men, die jede:r mitt­ler­wei­le mit grü­nem Hin­ter­grund und Bild­be­ar­bei­tungs­tool selbst umset­zen kön­ne. Zwar sind volu­me­tri­sche Auf­nah­men mit ihrem 3D-Scan von Per­so­nen sehr rea­lis­tisch, aber bereits eine zwei­di­men­sio­na­le Dar­stel­lung der Zeitzeug:innen kann eine Geschich­te für VR gut illus­trie­ren. So kön­ne jede:r in weni­gen Schrit­ten auch eine eige­ne Vir­tu­al Rea­li­ty Tour erstel­len – wie etwa der Ber­li­ner Stadt­füh­rer Jeff Man­nes. Er nutzt ZAU­BAR für sei­ne The­men-Tou­ren wie „Histo­ry of LGBTQ Ber­lin“, die er rund um den Nol­len­dorf­platz anbie­tet. Über AR kön­nen die Teil­neh­men­den Bil­der und Por­träts der wich­tigs­ten Protagonist:innen der dama­li­gen Zeit abru­fen. Statt des Bio-Super­markts an der Ecke ent­steht vor ihren Augen mit­tels AR ein Bild des damals dort ansäs­si­gen Clubs El Dora­do, dem Berg­hain der zwan­zi­ger Jahre.

Regel­mä­ßi­ge Meet­ups für die XR-Com­mu­ni­ty der Hauptstadtregion

Con­tent-Erstel­lung ist oft auf­wen­dig und teu­er. Zukünf­tig wer­de KI stär­ker ein­ge­setzt. Hier sieht das Team von ZAU­BAR eine gro­ße Chan­ce, auto­ma­ti­siert Wel­ten und Inhal­te in 3D zu erstel­len. Anne-Sophie Pan­zer dazu: „Wir expe­ri­men­tie­ren viel mit gene­ra­ti­ver KI, wobei für AR und VR die Begrif­fe hier ver­schwim­men. Und wir arbei­ten dar­an, Stan­dart­tech­no­lo­gien wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, für uns zu trai­nie­ren und in unser CMS einzubauen.“

Um die Com­mu­ni­ty in Ber­lin vor Ort zu stär­ken und ein Netz­werk rund um Mixed Rea­li­ty auf­zu­bau­en, arbei­tet ZAU­BAR eng mit der Tele­kom zusam­men. Regel­mä­ßig orga­ni­sie­ren sie Meet­ups im Hub­raum Space der Tele­kom in Schö­ne­berg. Hier gibt es die Gele­gen­heit, die Visi­on Pro aus­zu­pro­bie­ren, Pro­duk­te zu tes­ten und sich mit andern XR-Entwickler:innen und Enthu­si­as­ten austauschen.

Inter­es­sier­te sind herz­li­chen ein­ge­la­den. Infor­ma­tio­nen zum nächs­ten Meet­up gibt es unter meetups@​zaubar.​com.

Mehr über den MTH Blog

Die Medientechnologien der Zukunft werden bereits heute angewendet – nicht nur im Entertainmentbereich sondern in den unterschiedlichsten Branchen. Für unseren MediaTech Hub Potsdam Blog spricht Christine Lentz einmal im Monat mit Tech-Enthusiast:innen, Unternehmer:innen und Forscher:innen und erzählt die Geschichten, die hinter ihren innovativen Geschäftsmodellen, Ideen, Projekten oder Kooperationen stecken.