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Urba­ne Infra­struk­tur sicht­bar und ver­ständ­lich machen

Wohin ver­schwin­det eigent­lich unser Müll? Wann ist der Was­ser­ver­brauch in der Woche am höchs­ten? Wie ver­teilt sich der Per­so­nen­ver­kehr in einer Stadt? Die­sen und vie­len ähn­li­chen Fra­gen geht „Vidan“ ab dem Herbst 2019 nach. Vidan steht für „Visu­el­le und dyna­mi­sche Arran­ge­ments von Nar­ra­ti­ven“ und ist ein neu­es Pro­jekt der inter­dis­zi­pli­nä­ren For­schungs­grup­pe Urban Com­ple­xi­ty Lab (UCLAB) an der Fach­hoch­schu­le Pots­dam. Drei Jah­re lang wol­len sich die UCLAB-Wissenschaftler*innen mit neu­en For­men der Daten­vi­sua­li­sie­rung urba­ner Infra­struk­tur beschäf­ti­gen. Die För­de­rung für das Pro­jekt kommt vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF). Vor­han­de­ne Daten von Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men wer­den von den Wis­sen­schaft­lern ange­fragt, auf­be­rei­tet, visua­li­siert und mit Erklär-Tex­ten ver­se­hen. Ziel ist es, der Poli­tik und Wirt­schaft, aber auch inter­es­sier­ten Bürger*innen kom­ple­xe Zusam­men­hän­ge in anspre­chen­dem Design, ver­ständ­lich, krea­tiv und kri­tisch zu prä­sen­tie­ren und zu erklä­ren. Noch feh­len eini­ge Daten­sät­ze, bevor das Pro­jekt star­ten kann. Die­se wer­den aktu­ell noch ange­fragt, selbst­ver­ständ­lich DSGVO-kon­form. Ver­ant­wor­tungs­vol­ler Umgang mit Daten und Algo­rith­men wird im UCLAB großgeschrieben.

Was aber ist das UCLAB eigent­lich? Das Lab, eine Abkür­zung von Labor, wur­de 2015 gegrün­det. Urban Com­ple­xi­ty, das signa­li­siert, um was es geht: um kom­ple­xe kom­mu­na­le Ent­wick­lun­gen und Infra­struk­tu­ren, also um die Stadt aus kul­tu­rel­ler, sozio­öko­no­mi­scher und tech­no­lo­gi­scher Per­spek­ti­ve. Mitt­ler­wei­le sind noch ande­re Fel­der hin­zu­ge­kom­men, dar­un­ter auch ein For­schungs­pro­jekt zu Kli­ma­sze­na­ri­en. Das Lab hat bei­spiels­wei­se eine App ins Leben geru­fen, mit deren Hil­fe der mas­si­ve Anstieg des Co2-Anstiegs über die Jahr­zehn­te nach­zu­voll­zie­hen ist. Das For­schungs­la­bor wird gemein­sam von Mari­an Dörk, For­schungs­pro­fes­sor für Infor­ma­ti­ons­vi­sua­li­sie­rung, und Boris Mül­ler, Pro­fes­sor für Inter­ak­ti­ons­de­sign, gelei­tet. Bei­de haben es 2015 gemein­sam gegrün­det. „Wir sind eine inter­dis­zi­pli­nä­re For­schungs­grup­pe an der Fach­hoch­schu­le Pots­dam, die zwi­schen Inter­face­de­sign, Infor­ma­tik und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten ange­sie­delt ist“, heißt es auf der UCLAB-Web­sei­te. Im Zen­trum der For­schung steht die ver­ständ­li­che Dar­stel­lung der Her­aus­for­de­run­gen und Fra­gen, die sich aus sozia­len, kul­tu­rel­len und tech­no­lo­gi­schen Ver­än­de­run­gen ergeben.

Daten­vi­sua­li­sie­rung begeg­net uns heu­te schon ziem­lich oft. So haben Medi­en wie Zeit Online, Tages­spie­gel, Ber­li­ner Mor­gen­post oder auch die New York Times mitt­ler­wei­le eige­ne Daten­pro­jek­te durch­ge­führt. Der Unter­schied zwi­schen den Pro­jek­ten vom UCLAB und Bei­spie­len aus der Medi­en­pra­xis ist, dass die Visua­li­sie­run­gen beim UCLAB nicht nur Mit­tel zum Zweck sind, son­dern ein For­schungs­ge­gen­stand. Ziel der Arbeit ist es, neue For­men zu ent­wi­ckeln, die über her­kömm­li­che Kar­ten hin­aus­ge­hen. Dazu kommt, dass das UCLAB expli­zit eine nicht­kom­mer­zi­el­le For­schungs­grup­pe ist, der es allei­ne um Erkennt­nis­se aus frei ver­füg­ba­ren Daten geht. Im Gegen­satz zu Tech­no­lo­gie- und Medi­en­un­ter­neh­men wer­den kei­ne Daten der Nut­zer gesam­melt. Im Fokus steht, etwas sicht­bar zu machen, was man sonst noch nicht gese­hen hat, um dadurch Ein­bli­cke und Erkennt­nis­se zu gewähren.

Inter­es­sant sind die Arbei­ten des UCLAB für alle, die kom­ple­xe dyna­mi­sche Daten haben, die sie durch Daten­vi­sua­li­sie­rung sicht­bar, greif­bar und ver­ständ­lich machen wol­len. Das kön­nen pri­va­te Orga­ni­sa­tio­nen wie Ver­kehrs­un­ter­neh­mer, Strom­ver­sor­ger oder der Ein­zel­han­del sein, aber auch aka­de­mi­sche, kul­tu­rel­le und öffent­li­che Ein­rich­tun­gen. Alle For­schungs­pro­jek­te sind kol­la­bo­ra­tiv. Wich­tig ist dem UCLAB immer, dass freie For­schung mög­lich ist. Rei­ne Dienst­leis­tungs­pro­jek­te spie­len daher dort kei­ne Rol­le. Neben öffent­li­cher Finan­zie­rung ist auch eine Partn­er­fi­nan­zie­rung möglich.

Von Eva Werner

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